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Das Wunder von Nachtsheim

Aus der Geschichte der Pfarrei Nachtsheim:

 

Seit fast 75 Jahren pilgern Angehörige der Pfarrei Nachtsheim Jahr für Jahr am 1. Mai zur Schutzmantelmadonna nach Maria Martental. Sie tun dies in Erinnerung an eine wunderbare Rettung bei Bombenangriffen an Silvester 1944 und Anfang 1945.

Die Gottesdienstbesucher aus Nachtsheim, Anschau, Ditscheid und Münk waren gerade auf dem Heimweg nach der Messe am Silvestermorgen, als man am Himmel das Brummen der Bomber und Tiefflieger hörte. Es blieb keine Zeit, Schutz aufzusuchen. Die Bomben fielen, aber wie durch ein Wunder wurde kein Mensch bei dem Angriff durch die Schüsse der Tiefflieger oder durch Bomben getötet oder verletzt. Anfang 1945 gab es dann weitere Bombenangriffe. 17 Anwesen wurden zerstört, aber keine Bewohner kamen ums Leben. Kirche und Pfarrhaus blieben unversehrt.

Pfarrer Mechelen führte diese Rettung auf eine wundersame Fügung durch die Gottesmutter hin. Er schlug vor, dass die Pfarrmitglieder zum Dank für die wunderbare Rettung jedes Jahr eine Wallfahrt zur Gottesmutter machen sollten. Dies wurde in einem Gelöbnis nach einem Gottesdienst am 21. Januar 1945 von 181 Fami­lien der Pfarrei Nachtsheim festgeschrieben.

Dass Pastor Mechelen einen besonderen Grund hatte, der Gottesmutter zu danken, wurde mir erst jetzt im Gespräch mit unserem langjährigen Verwaltungsratsmitglied und Heimatforscher Karl Weber bewusst, der mich auf einen Artikel von Willy Sterzenbach im Heimatbuch des Kreises Mayen-Koblenz von 2002 hinwies.

Da wird die Odyssee einer Muttergottesstatue beschrieben, die während des zweiten Weltkrieges von dem Kloster Waldrast in Tirol über Andernach nach Nachtsheim gebracht wurde.

Maria Waldrast war seit dem Mittelalter ein Wallfahrtsort. Pilger und Wanderer, die die Bergpässe von einem zum anderen Tal überquerten, waren seit jeher gewohnt an dieser Stelle Rast zu machen. Nach der Überlieferung entdeckten 1407 zwei Hirtenjungen an diesem Platz in einem Lärchenstamm das Bild einer Gottesmutter. Sie sägten die Form aus dem Stamm und brachten sie in die Kirche von Matrei.

Ein Holzfäller, der in dieser Gegend arbeitete, hörte dann an diesem Platz ein feines Glockengeläute. Er erzählte von der Erscheinung der Muttergottes, die ihn aufforderte, an dieser Stelle eine Kirche zu errichten. Der Bischof von Brixen erlaubte dann 1414 den Bau einer Kapelle, die 1429 eingeweiht wurde.

 

Maria Waldrast entwickelte sich schnell zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort. Aus dem 15.Jahrhundert sind eine Reihe von Wunderberichten erhalten, die sich heute im Tiroler Landesmuseum in Innsbruck befinden.

1621 wurde neben der Kapelle ein Serviten-Kloster errichtet und die Kapelle erweitert. Im 18. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit, in der jährlich etwa 40.000 Pilger nach Maria Waldrast kamen.

Nach einer Unterbrechung im 19. Jahrhundert wurde das Kloster 1844 wiederaufgebaut und die Pilgerfahrten wieder aufgenommen.

Am 8. April 1941 beschlagnahmten die Nationalsozialisten das Kloster Waldrast. Die Ordensbrüder mussten das Kloster innerhalb von 48 Stunden verlassen. Dem Prior Pater Albuin war es gelungen, einige wertvolle sakrale Gegenstände aus dem Kloster in Sicherheit zu bringen, nicht aber das Gnadenbild der Madonna.

In der Nacht vom 17. auf den 18. April wagten dann Männer aus dem benachbarten Matrei in die Kirche einzusteigen. Sie entwendeten die Muttergottesstatue und versteckten sie zunächst in Matrei. Nachdem man gewahr wurde, dass die Gestapo in einigen Häusern in Matrei Durchsuchungen durchführte, war man bemüht, diese Statue an einen sicheren Ort zu bringen.

Durch Vermittlung des Ordinarius von Innsbruck Bischof Dr. Paul Rusch gelang es, die Statue durch den Pfarrer Alfons Brands im Oktober 1941 nach Andernach zu bringen. Nachdem auch dort der Aufenthalt ebenfalls durch andere Untersuchungen der Gestapo gefährdet war, hat sich offenbar Pastor Mechelen, der früher einmal Kaplan in Andernach war, bereit erklärt, die Statue in das Pfarrhaus in Nachtsheim zu übernehmen.

Als dann völlig unerwartet an Silvester 1944 Nachtsheim so intensiv bombardiert wurde und später auch viele Häuser zerstört wurden, war sich Pastor Mechelen im Klaren, dass hier ein Wunder geschehen sein musste. Die Nähe der Gottesmutter hatte mit dazu beigetragen, dass trotz der heftigen Angriffe durch die Bomber niemand getötet wurde und das Gnadenbild von Matrei gerettet worden war.

Die Odyssee der Gottesmutter war aber noch nicht zu Ende. Als Anfang 1945 die Alliierten immer näher rückten, gelang es Pfarrer Brands die Statue in einem bombensicheren Bunker des Zementwerks Dyckerhoff in Neuwied

unterzubringen. Nach dem Einmarsch der Alliierten in Neuwied wurde sie dann zunächst auf den Altar der Krankenhauskapelle im Elisabeth-Krankenhaus gebracht.

Im Oktober 1945 konnte dann ein Beauftragter von Bischof Rusch die Statue übernehmen und nach Waldrast zurückbringen. Dort feierte man dann am 11. November 1945 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Rückkehr des Gnadenbilds in die Wallfahrtskirche.

 

Diakon Wolfgang Dröschel

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