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Pastor Alois Dreser zur Erzählung “Der Traum der drei Bäume”

Der Traum der drei Bäume – nach einer alten Erzählung

Von Siegfried Fietz & Rolf Krenzer

Es waren einmal drei kleine Bäume. Sie wuchsen oben auf einem Hügel. Jeder Baum hatte einen ganz besonderen Wunsch, was aus ihm einmal werden sollte wenn er groß war. Der erste Baum schaute nachts zum Himmel hinauf und sah all die vielen Sterne, die wie Diamanten funkelten.
“Ich wünsche mir, dass aus meinem Holz einmal eine wunderschöne Schatzkiste gemacht wird. Sie soll mit Gold verziert sein und viele wertvolle Edelsteine sollen darin liegen. Dann werde ich die schönste Schatzkiste der Welt sein.”
Der zweite Baum sah den plätschernden Bach, der sich auf seinem Weg zum Meer durch den Wald schlängelte. “Wenn ich einmal groß bin”, träumte er, “soll aus meinem Holz ein gewaltiges Schiff gebaut werden. Ich möchte über weite Meere fahren und im Dienst mächtiger Könige stehen.”
Der dritte Baum schaute hinunter ins Tal. Dort wohnten viele Menschen in einer großen Stadt. Sie arbeiteten von früh bis spät. ”Ich möchte für immer auf diesem Hügel stehen bleiben und ein großer Baum werden”, träumte er. “Wenn die Menschen dann zu mir hochschauen, werden sie den Himmel sehen und sie werden an Gott, den Schöpfer aller Dinge denken. Deshalb möchte ich der größte Baum der ganzen Welt werden.”
Viele Jahre vergingen. Auf Regen folgte Sonnenschein, und aus den kleinen Bäumen wurden große Bäume. Eines Tages stiegen drei Holzfäller auf den Hügel hinauf. Jeder trug eine blitzende Axt in der Hand.
Der erste Holzpfäller schaute sich den ersten Baum an und meinte: “Einen so schönen Baum kann ich gut gebrauchen!” Und mit wuchtigen Axthieben fällte er den ersten Baum. “Jetzt macht er bestimmt eine wunderschöne Truhe aus mir”, freute sich der erste Baum. “Dann werde ich einen wertvollen Schatz aufbewahren.”
Der zweite Holzfäller schaute sich den zweiten Baum an und meinte dann: “Einen so starken Baum kann ich gut gebrauchen. Und mit wuchtiges Axthieben fällte er den zweiten Baum. ”Jetzt bauen sie bestimmt ein großes und gewaltiges Schiff aus mir”, freute sich der zweite Baum. “Dann werden mächtige Könige mit mir über die Meere fahren.”
Dem dritten Baum wurde es angst und bange, als der dritte Holzfäller ihn ansah. Kerzengerade und hochgewachsen ragte er zum Himmel empor. Doch der Holzfäller überlegte nicht lange und murmelte bloß: “Ich kann jeden Baum gebrauchen.” Und mit wuchtigen Axthieben fällte er den dritten Baum.
Der erste Baum jubelte, als der Holzfäller ihn in eine Schreinerwerkstatt brachte. Doch welche Enttäuschung! Der Schreiner nahm das Holz des einst so schönen Baumes und machte daraus eine Futterkrippe. Sie wurde nicht vergoldet und es kamen auch keine Edelsteine hinein. Stattdessen war sie mit Sägemehl bedeckt und dann wurde sie mit Heu gefüllt – für die Tiere im Stall.
Der zweite Baum lächelte zufrieden, als der Holzfäller ihn zu einem Schiffsbauer brachte. Doch welche Enttäuschung! Es wurde gar kein stolzes Schiff aus ihm gebaut, sondern nur ein einfaches Fischerboot – viel zu klein und zu schwach war er, um über große Flüsse und Meere zu fahren. Als es fertig war, brachte man das Boot an einen kleinen See, wo ärmliche Fischer Tag für Tag damit zum Fischfang ausfuhren.
Der dritte Baum war traurig, als der Holzfäller ihn zersägte und die dicken Balken in ein Holzlager brachte. “Ich verstehen das nicht!”, jammerte der Baum, der einst so groß gewesen war. “Ich wollte doch so gerne auf dem Hügel stehen und die Menschen an Gott erinnern!”
Viele Tage und Nächte vergingen. Die drei Bäume hatten ihre Träume schon fast vergessen. Doch eines Nachts legte eine junge Frau ihr Neugeborenes in die Futterkrippe, die aus dem ersten Baum gezimmert worden war. “Ach Maria, hätten wir doch nur eine richtige Wiege für das Kind!”, seufzte ihr Mann. Aber die Frau nahm seine Hand und lächelte, als das goldenen Licht der Sterne auf das glatte, derbe Holz fiel. “Aber Josef, diese Krippe ist doch wunderschön”, flüsterte sie. Und mit einem Mal wusste der erste Baum, dass der wertvollste Schatz der ganzen Welt in ihm lag.
Auch der zweite Baum erlebte eine Überraschung. Eines Abends stiegt ein müder Wanderer mit seinen Freunden in das alte Fischerboot. Er legte sich gleich nieder und schlief ein, während das Schiff hinausfuhr auf den See. Doch plötzlich kam ein gewaltiger Sturm auf. Das kleine Boot erzitterte. Es wusste, dass es nicht stark genug war, um so viele Menschen sicher durch Wind und Wellen zu tragen.
Schließlich erwachte der Mann, er stand auf, streckte seine Hand aus und befahl dem Wind, sich zu legen. Da verstummte der Sturm so schnell, wie er gekommen war. Plötzlich wusste der zweite Baum, dass er den König des Himmels und der Erde an Bord trug.
An einem Freitagmorgen schreckte der dritte Baum hoch: Mit einem kräftigen Ruck wurde ein Balken aus dem vergessenen Holzstapel herausgezogen. Jemand trug ihn mitten durch eine laute, aufgeregte Menschenmenge einen Hügel hinauf. Er zuckte zusammen, denn Soldaten nagelten die Hände und Füße eines Mannes auf ihm fest. Hässlich und grausam kam er sich vor. Doch als am Sonntagmorgen die Sonne aufging, wusste der dritte Baum mit einem Mal, dass sein Traum doch in Erfüllung gegangen war. Das Kreuz, das man aus seinem Holz gefertigt hatte, zeigte den Menschen den Weg zu Gott.
So erfüllte sich der Wunsch der drei Bäume doch noch:

Der erste Baum war tatsächlich zu einer Schatztruhe geworden, die den wertvollsten aller Schätze in sich trug: Gottes Sohn ist als Kind in einer Krippe zur Welt gekommen.

Der zweite Baum hatte tatsächlich den mächtigsten aller Könige an Bord gehabt: Jesus bewies in dem kleinen Boot seine Macht über Wind und Wellen.

Und auch der Wunsch des dritten Baumes war in Erfüllung gegangen: Jedes Mal, wenn die Menschen das Kreuz anschauen, erinnern sie sich daran, wie sehr Gott die Menschen liebt.

 

Liebe Mitchristen

Eine etwas ungewöhnliche Geschichte zum bevorstehenden Weihnachtsfest. Doch sie spiegelt auch etwas von unserer Lebenswirklichkeit wider. Das Leben verläuft oft anders als wir es uns wünschen oder „erträumen“. Und trotzdem können wir als Christen davon ausgehen, dass Gott einen Plan für unser Leben hat. Nicht immer ist er für uns gleich zu erkennen und vielleicht fällt es uns auch nicht leicht ihn für unser Leben anzunehmen und zu akzeptieren. Aber das ist die Wirklichkeit, in die wir hineingestellt sind und in dieser Wirklichkeit unseres Lebens will er an unserer Seite sein, damit wir Kraft schöpfen, wenn wir auf ihn schauen, der in allem uns gleich werden wollte, außer in der Sünde.

Vor 2000 Jahren, als die Zeit erfüllt war, ging Gott sein größtes Wagnis ein. Aus Liebe zu uns Menschen und zu unserem Heil kam er selbst herunter aus des Himmels Höhen.
Mitten in der tiefsten Nacht, am Rande von Betlehem, am Rande der Gesellschaft, hat gerade dort für uns eine neue Zeit angefangen in der Gott sich selbst erniedrigte und Mensch wurde. In seinem Geist ist er mitten unter uns auch in diesen Tagen, in der Zeit von Corona, die unser Leben und auch das der Gesellschaft auf den Kopf stellt. Aber das ist gewiss, er ist auch jetzt an unserer Seite.
Gott sehnt sich danach bei uns gerade in den dunklen Phasen unseres Lebens anzukommen.
Er überwindet Angst und Verzagtheit. Er überwindet den Hass und den Streit. Er vergibt uns unsere Sünden und vernichtet so gerade den ewigen Tod. Gottes Sohn ist das Licht und das Leben das wir uns alle erhoffen.

Möge Gott in diesen Tagen des Advents und der Weihnacht unsere Lebenswelt mit seiner Liebe und seinem Leben erhellen. Möge er ganz bei uns ankommen und uns helfen, dass wir seine Pläne mit uns annehmen.
So wünsche ich Ihnen allen zum Weihnachtsfest und für das neue Jahr 2022 Gottes Gegenwart und seinen reichen Segen.

Pastor Alois Dreser

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